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Whisky around the World
Whisky hat seinen Ursprung in den Aquae Vitae, mittelalterlichen Spirituosen, die einst dank des Destillationswissens von italienischen Mönchen durch das Netzwerk von Klöstern in Europa verbreitet wurden. In jedem Land und jeder Region wurde dabei der Rohstoff verwendet, der in Hülle und Fülle vorhanden war: Wein in Italien, Weizen in Zentraleuropa und Gerste auf den Britischen Inseln.
Als König Henry VIII. die Auflösung der englischen Klöster initiierte, nahmen die entlassenen Mönche ihr Wissen über die Destillation mit und setzten es fortan ein, um sich ausserhalb der Klöster ein Einkommen zu sichern. So entstanden die ersten Brennereien im Vereinigten Königreich und der Whisky begann seinen ökonomischen Siegeszug.
Dieser war zu Beginn vor allem auf die Britischen Inseln beschränkt. Der Ausbruch der Phylloxera-Plage in Frankreich im späten 19. Jahrhundert, welche die französische Brandy- und Cognacindustrie beinahe auslöschte, entpuppte sich als Segen für den Whisky, der in vielen Märkten der Welt in die Bresche springen konnte und so weltweit zur wichtigsten Spirituose seiner Zeit wurde. Auch heute noch ist der Whisky ein extrem wichtiger Wirtschaftszweig Grossbritanniens, der 25% aller Nahrungsmitteleinkünfte des Vereinigten Königreichs ausmacht.
Doch Whisky wird bekanntlich nicht nur in Schottland und Irland hergestellt. Über die Zeit haben sich in jedem Land verschiedene, typische Arten der Spirituose entwickelt. Werfen wir eine Blick auf die wichtigsten und bekanntesten whiskyproduzierenden Länder und deren Stile.
Schottland
Ganz sicher ist, dass Schottland weltweit das bekannteste Herstellerland der Spirituose ist. In Schottland wurden die zwei wahrscheinlich wichtigsten Whiskyarten kreiert: der Single Malt und der Blended Whisky
Ein Single Malt ist dabei ein Whisky, der aus einer einzigen Brennerei stammt und nur aus gemälzter Gerste sowie in traditionellen Brennblasen, sogenannten Pot Stills, produziert wird. Ein Blended Whisky hingegen ist ein Verschnitt von manchmal über hundert einzelnen Whiskys verschiedener Destillerien, der sowohl Single Malts wie auch einfachere Grain Whiskys (Weizenwhiskys) beinhaltet.
Dem Single Malt haben wir uns in der Vergangenheit bereits einmal gewidmet. Deshalb wenden wir uns an dieser Stelle dem Blended Scotch zu, bei dem das daraus entstehende Getränk wie bei jedem anderen guten Verschnitt qualitativ besser als seine Zutaten sein sollte. Dabei sind nicht die Destillerien im Vordergrund wie beim Single Malt, sondern die Marken, die, ähnlich wie beim Champagner, für einen bestimmten «Hausstil» stehen und komplexe Blends kreieren, die über Jahre hinweg konstant bleiben können.
Die Produktionskosten solcher Whiskys sind wegen des Gebrauchs von in Destillationskolonnen hergestellten einfachen Grain Whiskys ein Vielfaches niedriger als bei Single Malts, was auch der tendenziell tiefere Preis von Blended Whiskys erklärt. Daraus aber zu schliessen, Blended Whiskys seien den Single Malts qualitativ unterlegen, wäre falsch. Denn auch eher neutrale Destillate können nach einer langen, sorgfältigen Reifung zur Hochform auflaufen – Cognac und Armagnac sind dabei die besten Beispiele. Es ist vielmehr eine Frage des Stils, denn hochwertige Blended Whiskys sind meist weniger intensiv, dafür vielfach eleganter als (Single) Malt Whiskys und mindestens so komplex. Die bekanntesten Marken von Blended Scotch Whiskys sind neben vielen anderen Chivas Regal und Johnnie Walker.
Irland
Irischer Whiskey ist vor allem wegen eines Herrn bekannt geworden – Aeneas Coffey. Er hat das Kolonnenbrennverfahren für Whisky entscheidend verbessert und war intelligent genug, dafür ein Patent anzumelden. Die meisten in Irland produzierten Whiskys sind somit auch mit der Coffey Still gebrannt. Es handelt sich dabei um eher leichte Whiskys, die meist frische Noten von Apfel und Gras aufweisen können, weshalb sie auch für Bartender zum Cocktailmixen nicht uninteressant sind. Die bekanntesten Marken sind Bushmills und Jameson.
Japan
Japanische Whiskys sind seit ein paar Jahren sehr en vogue und haben Whiskykenner auf der ganzen Welt überzeugt. Dies nicht nur wegen des minimalistischen Designs der Etiketten, sondern in erster Linie dank ihrer Qualität. Die japanische Whisky-Industrie ist eng mit den Biografien von Masataka Taketsuru und Shinjiro Torii verbunden. Taketsuru ging nach Schottland, studierte das Herstellungsverfahren der dortigen Whiskys im Detail und übernahm nach seiner Rückkehr das Amt als erster Master Distiller der ersten japanischen Whisky-Brennerei Yamazaki, die Shinjiro Torii gehörte und 1923 den Betrieb aufnahm. Gut zehn Jahre später realisierte Taketsuru dann seinen Traum von der eigenen Destillerie ganz im Norden Japans, weil die dortigen klimatischen Verhältnisse am meisten diejenigen Schottlands widerspiegelten, und eröffnete im Jahre 1934 die Yoichi-Destillerie.
Noch heute dominieren die von Masataka Taketsuru und Shinjiro Torii gegründeten zwei Unternehmen Nikka und Suntory den japanischen Whiskymarkt. Allerdings tun sie dies mit nur vier Single-Malt-Destillerien: Yamazaki und Hakushu (Suntory) sowie Yoichi und Miyagikyo (Nikka). Das heisst aber nicht, dass das Angebot einseitig wäre, ganz im Gegenteil. Neben den klassischen vier Single Malts verstehen es die zwei Häuser immer wieder mit innovativen Pure Malts und normalen Blends die verschiedenen Brennerei-Stile so neu zu kombinieren, dass sie Whisky-Experten und Konsumenten gleichermassen überraschen. Zudem kommen mit jüngeren Destillerien wie Chichibu auch neuere Brennereien auf den Markt, die ihren Platz in der japanischen Whisky-Landschaft finden.
Das Aromaprofil japanischer Whiskys ist dabei zwar ähnlich wie dasjenige ihrer schottischen Vorbilder. Der Gebrauch von Fässern aus japanischer Mizunura-Eiche für die Reifung der Whiskys sowie die japanische Gerste geben ihnen jedoch ein bestimmtes fruchtiges Aroma nach Orange und Pfirsich, dass sich in den meisten Whiskys bemerkbar macht. Dazu kommt es, dass sowohl Nikka wie auch Suntory ihre zwei Single-Malt-Destillerien in je eine äusserst weichen und fruchtigen (Yamazaki bzw. Miyagikyo) und je eine intensiv torfigen Whisky (Hakushu bzw. Yoichi) produzierende Brennerei unterteilt haben.
USA
Die Vereinigten Staaten sind der grösste Whisky-Importeur der Welt, das Land deckt allerdings auch einen wichtigen Teil seines Konsums gleich selber. Geprägt wird der amerikanische Whiskey (die amerikanische Schreibweise der Spirituose) von zwei Arten: dem Bourbon und dem Rye Whiskey.
Der Bourbon (oder Tennessee Whiskey, eine Unterart des Bourbons, der durch Holzkohle gefiltert wurde) ist dabei sicherlich der bekannteste Vertreter. Das Spezielle am Bourbon ist, dass seine Herstellung aus mindestens 51% Mais (in den meisten Fällen aber deutlich höher) erfolgt. Zudem werden für die Reifung des Whiskeys (das gesetzliche Minimum beträgt zwei Jahre) nur neue, innen angekohlte Fässer aus amerikanischer Weisseiche verwendet. All dies führt zum typischen Aromaprofil des Bourbon – leicht süsslich mit intensiven Noten von Honig, Toast und Vanille und einem vollen Körper. Bekannte Namen sind Jack Daniel’s (ein Tennessee Whiskey), Maker’s Mark oder Jim Beam.
Der Rye Whiskey hingegen durchlebt so etwas wie ein Revival. Lange als billiger aggressiver Whiskey der Cowboys verschrien, wurde er vor allem von Bartendern wiederentdeckt. Dadurch, dass ein Rye Whiskey aus mindestens 51% Roggen besteht, hat er deutlich mehr Punch – also eine höhere empfundene Säure und Aromen von frischem Gras und Limette – und eignet sich somit besonders gut für Cocktails wie Whiskey Sour oder Sazerac. Ein guter Rye kann aber auch pur oder on the rocks getrunken werden. Eine bekannte Marke dabei ist Bulleit.
Schweiz
In Sachen Whiskyproduktion hat sich die Schweiz gezwungenermassen einen beträchtlichen Rückstand eingehandelt. Bis 1999 war es nämlich in der Schweiz verboten, Spirituosen aus Getreide herzustellen – was natürlich den Whisky mit einschloss. Eines der ersten Unternehmen, das sofort nach Aufhebung des Verbots mit einer eigenen Whiskyproduktion begann, ist die Brauerei Locher, auch bekannt für ihr Appenzeller Bier. Der Appenzeller Single Malt kommt, ganz nach dem schottischen Vorbild, nach drei Jahren Reifung in den Bierfässern der Brauerei auf den Markt. Auch die ersten prestigeträchtigen Auszeichnungen liessen nicht lange auf sich warten. So wurde der Appenzeller Säntis Malt «Dreifaltigkeit» vom einflussreichen schottischen Whisky-Experten und Herausgeber der «Whisky Bible» Jim Murray als «European Whisky of the Year 2010» erkoren. Zusammen mit dem Swiss Highland Single Malt der Brauerei Rugenbräu aus dem Berner Oberland, bei dem der Master Distiller der Bruichladdich-Destillerie auf Islay Pate steht, sind die Whiskys der Brauerei Locher heute die Elite der Schweizer Whiskyproduktion.
Andere
Whisky wird heute natürlich auch noch in zahlreichen weiteren Ländern produziert. Die Palette reicht von charakteristischen Roggenwhiskys aus Kanada, hochwertigen Single Malts aus Deutschland oder Melassenwhiskys aus Indien bis zu afrikanischen Malts. Sicher ist jedenfalls, dass die Whiskywelt gross ist.